Martina Thalhofer Fotografie
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Bilder vom Selbst

Christoph Tannert

 

Tastend in Zeit und Raum ausgreifende Finger, Augenpaare, wegmüde, das Dunkel durchdringend, Arme und Oberschenkel als Teile eines Systembaukastens zur Rekonstruktion des verlorenen Paradieses. Wo werden wir stranden?

Wie Körper und Sehnsüchte nach Ganzheit in einem Beziehungsgeflecht voller Eigensinn und unvermuteter Übereinkünfte zusammen kommen, umeinander kreisen, sich nähern, sich entfernen, das gehört zum Themenkreis, mit dem sich Martina Thalhofer seit Jahren beschäftigt. Sie nennt es Spiegelung. Mit Sicherheit handelt es sich aber auch um Prinzipien der Umkehrung und Verdopplung, die sie in ihre Ausdruckswelt integriert.

In einer merkwürdigen fotografischen Fragmentierung des Körpers, ohne diesen aufzulösen, verbirgt die Künstlerin einen weiten abendländischen Erfahrungshorizont zwischen Atonalität und klassischem Harmonieverständnis. Sie weiß um die Paradoxien unserer Existenz, sucht das Heile, setzt aber gerade deshalb auch auf das Unvollkommene. In sinnlichem und innerem Anschauen sucht sie nach Wahrheit.

Es ist eine einsame Stimme, die hier ertönt, die die bewussten und unbewussten Anteile der Psyche miteinander in Beziehung zu setzen, die eigene Person zur äußeren Welt in ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen versucht. Geht es um eine Visualisierung des Selbst, das C.G. Jung als Gesamtumfang aller psychischen Phänomene des Menschen beschreibt?

Auf jeden Fall gelingt es Martina Thalhofer, dem Betrachter ein Gefühl für das Inneinanderverschlungensein von Bewusstsein und Unbewusstsein zu vermitteln.Mit einer besonderen Ausdrucksbegabung visualisiert sie eine intrapsychische Struktur, welche einen Teil des Ichs darstellt. Der leicht melancholische Schleier, der über den wachsbeschichteten C-Prints liegt, unterstreicht eine fatalistische Überzeugung, dass in der Vergangenheit selbst die Zukunft besser war und die Gegenwart Gott sei Dank vergänglich ist.